Donnerstag, 1. Mai 2008
Die letzten Noten wurden verteilt
Die letzte Mathe-Probe, die fürs Übertrittszeugnis zählt, wurde am Mittwoch, den 30.4. zurückgegeben:

Eine Eins, eine oder zwei Zweiern, eine Reihe Vierer, der Rest Dreier. Die Klasse hat ca. 26 Kinder.

In der anderen Klasse wird der Notenspiegel nicht mehr bekannt gegeben. Das ist diskrimierend, für die Kinder, die Fünfen oder Sechsen haben. (Gibt es anscheinend in der Klasse.) Ein Notenspiegel beinhaltet ja nicht die Namen der Schüler. Er soll den Eltern und den Lehrern einfach zeigen, welche Noten überhaupt erreicht wurden.

Ein schlechter Notendurchschnitt in einer Klasse ist ja eigentlich ein Armutszeugnis für die Lehrerinnen, ihren Unterricht, die Tests, die sie gestalten.

An der Schule, auf die meine Kinder gehen, eine Grundschule in Schwabing, ist es zumindest dieses Jahr so, dass sehr viele Eltern den Eindruck haben, dass die Proben ganz bewußt sehr schwer gemacht werden. Es sind sehr viele Aufgaben, und eine oder zwei davon sind, so formuliert und gestaltet, dass ein Großteil der Kinder sie nur mit Ruhe und genug Zeit lösen könnten. Meine Kinder meinen, eine Aufgabe hätte nur ein oder zwei Kinder von den ca. 26 lösen können. Alle anderen hätten sie nicht verstanden, keine Zeit mehr gehabt etc.

Mein Wackelkind, wie man sich denken kann, gehört zu den vielen mit einer Drei. Die ersten Aufgaben - alle richtig, alle Punkte. Dann werden die Antworten fehlerhafter, bei den letzten sieht man, dass es keine Zeit mehr hatte. Jetzt müsste es also in Bayern auf eine Hauptschule. Mit den Noten: 3,1; 2,6; 2,6. So wie das Kind wirkt, wenn man es trifft, wirkt es nicht wie ein Hauptschüler. Nun ja, das Bild der Hauptschüler, dass man so hat. Allerdings auch in Bayern hat.

Warum geht man so vor, mit den Kindern? Es ist mir einfach unverständlich. Sind die Lehrerinnen sauer auf die Eltern - von denen sich einige versucht haben gegen die Bewertung zu wehren. (Diese Aktionen sind wohl nach hinten losgegangen.) Ist es vorauseilender Gehorsam gegenüber dem Kultusministerium? Indem nur die allerbesten durchgelassen werden? Soll es die Kinder vor den Wünschen der Eltern schützen - die sie auf dem Gymnasium haben wollen, manche um jeden Preis (ist ja schließlich ein Statussymbol)? Sollen diese überspannten Ansprüche die Kinder optimal aufs Gymnasium vorbereiten? Ich weiß es nicht.

Mein Fazit: Bayern ist ein extrem kinderfeindliches Land. Die Last, die die Schulen den Kindern aufbürden, ist enorm. Die Kinder werden systematisch geknickt. Was bringt es den Kindern, wenn sie nachher vielleicht etwas mehr wissen als Kinder aus anderen Bundesländern, aber eine schlechtere Abiturnote haben? Oder nur einen Hauptschul- oder Realschulabschluß? Nichts, würde ich sagen. Außer sie wählen ein Studienfach ohne NC.

Erwachsene ohne Kinder können möglicherweise in Bayern ein Leben führen, mit gut bezahlter Arbeit und hohem Freizeitwert, und sich von der hiesigen Regierung unberührt fühlen, über sie lachen, vielleicht, oder sie loben.

Menschen mit Kindern (Schulkindern) können das nicht. Das Leben von Eltern und das der Kinder leidet in Bayern in hohem Maße unter den Entscheidungen der Politik. Und man kann wirklich nur sagen "leidet". Den erfreuliche Aspekte gibt es kaum.

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